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Kamerad verliert sein Leben im Einsatz

Chemnitz: Feuerwehr verliert Kameraden und rettet zweijähriges Kind

41-jähriger stirbt bei Brand - Dramatische Befreiung eines Jungen aus Drainagerohr

Chemnitz. Beim Brand eines Möbellagers an der Crusiussttraße in Chemnitz ist am Sonntag ein 41-jähriger Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Das Feuer war laut Polizei in der Nacht aus ungeklärter Ursache ausgebrochen. Während der Löscharbeiten stürzte das Dach ein.

 

Ein weiterer Feuerwehrmann wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in eine Klinik gebracht. Insgesamt waren 46 Feuerwehrleute im Einsatz. Ihnen wurde seelsorgerische Hilfe angeboten, um das Geschehen zu verarbeiten.

Die Pressesprechersprecherin der Stadt Chemnitz, Katja Uhlemann, erklärte, es handele sich um einen unfassbar tragischen Unglücksfall. Niemand in der Stadt könne sich an ein vergleichbares Geschehen erinnern, sagte Uhlemann. Die Stadt werde der Familie des ums Leben gekommenen 41-Jährigen, wo immer dies möglich sei,  Unterstützung zuteil werden lassen.

Im Hinblick auf die Ursache des tödlichen Einsatzes verwies Uhlemann auf die Polizei. Die Stadt wolle den Ermittlungen nicht vorgreifen, es werde gegebenenfalls Tage dauern, bis geklärt sei, wie es zu dem tragischen Geschehen kommen konnte.

Unterdessen ist am Sonntag bei einem dramatischen Rettungseinsatz ein zweijähriger Junge aus einem Schacht geborgen worden, in dem ein Drainagerohr steckte. Das Kind war beim Spielen an der Liebigstraße in den gut 30 Zentimeter engen Schacht zwei Meter in die Tiefe gefallen. Die Berufsfeuerwehr Chemnitz rettete den Jungen aus seiner misslichen Lage. Er wurde seiner Mutter übergeben. (dapd/fp)

Quelle: Freie Presse 20.05.2012

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Hallbach sprechen der Familie des heute Morgen tödlich verunglückten Kameraden der BF Chemnitz und den Einsatzkräften der Wehren ihr tiefes Mitgefühl aus. Wir alle sind geschockt und sprachlos.


Chemnitz: Tod für berufenen Retter - Leben für ein gestürztes Kind

Bei der Feuerwehr lagen am Sonntag Trauer und Freude nah beieinander

Chemnitz. Die Chemnitzer Feuerwehr trauert. Beim Großeinsatz zum Löschen einer Lagerhalle nahe der Chemnitzer Innenstadt ist in der Nacht zum Sonntag ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen. 46 Einsatzkräfte von der Chemnitzer Berufsfeuerwehr sowie dreier freiwilliger Wehren umliegender Ortsteile waren seit geraumer Zeit mit dem Löschen beschäftigt, als nach Mitternacht der Dachstuhl der als Möbellager genutzten Halle den Flammen nachgab. Das Dach stürzte in das brennende Gebäude.

Dach begrub einen Helfer

Nach Auskunft der Polizei muss sich der 41-jährige Feuerwehrmann Dirk F. zu dem Zeitpunkt in der Halle befunden haben. "Er wurde später tot aus dem Gebäude geborgen", sagte Polizeisprecherin Jana Kindt.Ein zweiter Feuerwehrmann musste mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus.

Gegen 0.30 Uhr war die Polizei durch die Rettungsleitstelle zum Einsatzort an der Crusiusstraße im Ortsteil Altchemnitz gerufen worden, wo die Löscharbeiten bereits in vollem Gang waren. Sie dauerten bis zum Mittag an. Danach nahmen die Brandursachenermittler mit Unterstützung von Fachleuten des Landeskriminalamtes ihre Arbeit auf. "Fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung sind nicht auszuschließen", sagte Polizeisprecherin Kindt, doch dauere die Ursachenermittlung bis Montag an.

Zum Hergang des tödlichen Unfalls des 41-jährigen Familienvaters Dirk F. gab es bisher keine offiziellen Informationen. Bei der Feuerwehr selbst stand man am Sonntag unter Schock, verwies für jegliche Auskünfte auf die Pressestelle der Stadt Chemnitz als Arbeitgeber. "Unfassbar tragisch", urteilte Rathaussprecherin Katja Uhlemann. Psychologische Betreuung für unter Schock stehende Kameraden stehe bereit, wenn sie das wünschten. "Das muss man erst mal verkraften. Für so eine Situation hat keiner eine Blaupause in der Schublade. Wenn sich in den nächsten Tagen herausstellt, dass wir auch der Familie helfen können, wird das der Fall sein."

 

Bestürzung herrschte nicht nur bei der Chemnitzer Berufsfeuerwehr, sondern auch bei den Kameraden der freiwilligen Wehr in Stollberg, dem Wohnort des Verunglückten. "Natürlich weiß man immer, dass man sich in Gefahr begibt, aber man tut auch sein Bestes, das so weit wie möglich zu verdrängen", sagt der örtliche Wehrleiter Wolfgang Herbig. Der 58-jährige kannte den getöteten Kameraden seit dessen frühester Kindheit. "Sein Vater war damals schon Feuerwehrmann. Dadurch ist er bei uns im Feuerwehrhaus mit aufgewachsen", berichtet Herbig.

Retter in Dienst und Freizeit

Kein Draufgänger, sondern ein "vorbildlicher Kamerad" sei Dirk F. gewesen, der auch weiter in der freiwilligen Wehr in Stollberg mithalf, nachdem er 1992 seine Berufung zum Beruf gemacht hatte und in der Chemnitzer Berufswehr Dienst tat. In Stollberg wurde Dirk F. zum Oberlöschmeister. "Er hat die Ausbildung auf Kreisebene geleitet, für die Maschinisten, in Sachen Atemschutztechnik. Er war fachlich topfit", berichtet Herbig. Somit führe der tragische Unfall erneut vor Augen, dass auch bei bester Ausbildung und Besonnenheit nicht alle Eventualitäten auszuschließen seien. "Man versucht durch Taktik-Training, alles Mögliche auszuschließen. Aber beim Einsatz muss man innerhalb kürzester Zeit entscheiden. Da kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren", sagt er.

"Wer denkt, für Geld könne man alles haben, gerät leicht in den Verdacht, dass er für Geld alles zu tun bereit ist." Dieses Zitat von Benjamin Franklin ziert den Facebook-Eintrag des Getöteten. Angesichts seines Werdegangs ist klar, dass Dirk F. zwar als Helfer sein Geld verdiente, aber dass dieser Beruf für ihn mehr Berufung als Job war. Für die Berufung des Helfens, nicht für Geld, war er bereit vieles, sogar noch einen Großteil seiner Freizeit zu geben. Am Sonntag nahm ihm diese Berufung sein Leben.

Nach Dirk F.s letztem Einsatz war der Wochenenddienst für seine Kollegen indes noch nicht vorbei. Noch unter dem Schock der Nachricht vom Tod ihres Kameraden wurden sie am Vormittag in den Stadtteil Altendorf gerufen. Dort war ein zweijähriger Junge beim Spielen in einen etwa zwei Meter tiefen Schacht gestürzt. Zwei Stunden lang kämpften Feuerwehrleute und Rettungssanitäter um das Leben des Kindes und konnten es schließlich nahezu unversehrt aus der nur rund 30 Zentimeter breiten Röhre retten. Jetzt wird geprüft, ob der Schacht korrekt gesichert war.

Quelle: Freie Presse vom 21.05.2012

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