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Kritik nach Brand in Sayda

Kritik nach Großbrand: Wehren fehlt es an Spezialtechnik

Ein Schlauchfahrzeug für den Wassertransport über große Entfernungen wurde aus Mulda abgezogen. Auch eine Drehleiter gibt es in den Erzgebirgsorten bald nicht mehr.

Sayda/Freiberg. Die letzten Glutnester des Großbrandes Dienstagnacht in der alten Saydaer Brauerei sind gerade erloschen, da flammt Kritik aus Sayda und anderen Erzgebirgsorten an der Einsatztechnik im südlichen Kreis-Zipfel auf: Um den Brand löschen zu können, musste die Feuerwehr das Wasser teils aus abgelegenen Regionen holen.

"Dafür hätten wir dringend das Schlauchfahrzeug SW 2000 benötigt, damit wäre das Löschwasser schneller zur Stelle gewesen", kritisiert Saydas Bürgermeister Volker Krönert (CDU). Das spezielle Allrad-Fahrzeug habe 2000 Meter Schlauch an Bord. Der Kreis hat das Katastrophenschutz-Auto aber Ende 2011 aus Mulda in den Roßweiner Ortsteil Gleißberg verlegt. Muldaer Feuerwehrleute berichteten, dass es 2002 beim Hochwasser gute Dienste geleistet hatte. Zudem sei es bei Schneechaos und zur Menschen-Bergung eingesetzt worden. Die Muldaer hätten sich gegen den Abzug des Autos gewehrt, denn das südliche Kreisgebiet ist nun ohne Spezialtechnik.

Beim jüngsten Großbrand in der alten Brauerei Sayda mussten die Feuerwehren das Löschwasser von weit her holen.
Foto: Marcel Schlenkrich

Steffen Kräher, Leiter für Ordnung und Sicherheit im Kreis, verteidigt das Umsetzen des Fahrzeuges damit, dass am jetzigen Standort auch der Katastrophenschutzzug - ausgebildete Fachkräfte - zur Verfügung stehen. "Es gab Diskussionen damals in Mulda. Der Landkreis wollte aber mit der Gemeinde nach einer Lösung suchen. Denkbar war eine Vereinbarung mehrerer Gemeinden für Spezialtechnik. Doch Mulda wollte eine eigene Lösung schaffen. Sie gibt es laut Muldaer Bürgermeister bisher aber nicht."

Der amtierende Kreisbrandmeister Gerald Nepp gibt den Ball an die Kommunen zurück: Brandschutz sei zunächst deren Sache. "Sie müssen einschätzen, ob die Wasserentnahmestellen ausreichen." Kräher ergänzt: "Sollte sich zeigen, dass die Löschwassersituation in Sayda nicht ausreicht, würden wir mit der Stadt nach Möglichkeiten suchen."

Doch damit nicht genug: Ab Sommer gibt es südlich von Brand-Erbisdorf keine Drehleiter mehr für Rettungseinsätze in der Höhe. "Das jetzige Fahrzeug in Clausnitz ist rund 30 Jahre alt, hat keinen Rettungskorb an der Leiter und bekommt wahrscheinlich keinen Tüv mehr. Was dann?", fragt Saydas Bürgermeister Krönert. Ehe die Freiberger oder Brand-Erbisdorfer mit ihrer Technik im Gebirge seien, könne alles zu spät sein. "In Cämmerswalde musste die Feuerwehr Neuhausen einen Mann aus dem oberen Stockwerk bergen. Dafür rückten die Olbernhauer aus dem Nachbarkreis mit Drehleiter und Rettungskorb an." Sayda und Neuhausen haben laut ihren Bürgermeistern mit Olbernhau eine Vereinbarung, dass deren Drehleiter für Rettungseinsätze - darunter am Schloss Purschenstein - genutzt wird. "Die kreisübergreifende Zusammenarbeit ist auch künftig nötig", sagt Kräher. Gerade eine Drehleiter benötige ausgebildete Maschinisten, "die tagsüber einsatzfähig sind", ergänzt Nepp. Der Kreis wisse, dass das Clausnitzer Drehleiterauto ausrangiert werde. Steffen Kräher: "Wir nehmen zur Gemeinde Kontakt auf. Vielleicht wäre für ein neues Fahrzeug eine Zweckvereinbarung mehrerer Kommunen denkbar."

Kommentar: LetztesGlied

Der Saydaer Großbrand holt ins Bewusstsein, wie es um das Feuerwehrwesen speziell im ländlichen Raum bestellt ist: Fahrzeuge sind überaltert, für spezielle Einsatztechnik fehlt den meisten Kommunen das Geld ganz und gar. Zudem mangelt es vielerorts an Einsatzkräften, die tagsüber ausrücken können, denn wer arbeitet noch dort, wo er wohnt? Und der Feuerwehrnachwuchs in den Dörfern ist wahrlich auch nicht üppig. Deshalb ist es leicht gesagt, dass Brandschutz zuerst Aufgabe der Kommunen ist - sie sind das letzte Glied in der Kette. Dieses gesellschaftliche Problem kann der ländliche Raum nicht allein lösen. Doch er wird nicht umhinkommen, auch im Brandschutz näher zusammenzurücken, wenn die Sicherheit der Einwohner auf dem Land nicht auf der Strecke bleiben soll. Und auch der Landkreis ist bei diesem Problem nicht außen vor. Er ist gefragt, um mit den Kommunen nach klugen Lösungen zu suchen.

Quelle: Freie Presse

Den Artikel vom Brand der Brauerei finden Sie hier.

Dienstag, 23. April 2024

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